Lebensgefühl Rockmusik HH aus EE
Besuch bei Annedore 10.10.2018 Draußen scheint die Sonne. Sie schickt ihre langen Strahlenfinger durch alle Fenster und malt bunte Flecken auf den Boden. Frauchen zieht mir mein Wanderkorsett an. Jetzt weiß ich, gleich wird sie mit mir dieses große Wohnreich verlassen, damit ich draußen herumrennen kann. Sie nimmt mich unter den Arm, denn ich sehe nicht mehr gut und könnte auf den Treppenstufen ausrutschen. Als sie mich aber in das kleine rollende Ding steckt, wird mir komisch: „Ich will nicht zum Friseur!“ Also mache ich meinem Unmut laut Luft und versuche, Herrchen am Steuer zur Umkehr zu bewegen. Doch da rollen wir schon durch die Straßen. Erst, als ich keine Häuser mehr sehe und meine Pfoten irgendwo wieder festen Boden spüren, freue ich mich. Diese Gegend kenne ich, sagt mir meine Schnüffelnase, und hier bin ich auch gern. Juchuh, ich freue mich! Am Gartentor werde ich, wie Frauchen und Herrschen auch, schon erwartet. Hier lebt unsere Freundin auf einem großen Grundstück am Stadtrand. Es gibt viele Sträucher, hohe Bäume, bunte Blumen am Rand verschlungener Wege und ein kleines Häuschen zum Wohnen. Weil sie hier nicht mehr wohnen darf, musste sie in die große Stadt umziehen und besucht diesen Ort, der jetzt ihr „Gartengrundstück“ ist, nur manchmal. Heute ist zufällig manchmal und deshalb besuchen wir Annedore, die freundliche Künstlerin, in ihrem eigentlichen Wohlfühldomizil und Künstlerreich. Zum Vergrößern bitte die Fotos dieser Seite anklicken. Unter meinen Pfoten raschelt es. Überall liegen trockene Blättern herum und es gibt viel zu schnüffeln. Vor dem Häuschen in einer Nische steht ein großer Tisch mit einer Bank. Hier hat Annedore schon die Tassen hingestellt und Frauchen legt ein Päckchen mit leckerem Gebäck dazu. Mir wird ganz hibbelig, denn davon möchte ich auch etwas haben. Aber die Hausherrin geht erst einmal nach innen, um uns einen Kaffee zu kochen. Ich „lese inzwischen die Hundezeitung“ und erfahre so, wer alles vor mir hier war. Das ist spannend und führt mich sogar bis unter die Büsche: „Aha, die Katze lebt auch noch hier. Wo die nur stecken mag?“ - Da ich sie nicht finde, schaue ich mir die anderen stillen Ecken im Garten an, bestaune die letzten bunten Blumen und blinzele in die Sonne, die durch das Blätterdach schaut. Unter einem Baum finde ich Reste von alten Holz und Eisen. Darin hat man früher sicher etwas Feines zum Futtern aufbewahrt. Gegenüber sind an der Hauswand viele Töpfe aufgestellt. Von dort duftet es auch irgendwie, aber heute wachsen Blumen und Pflanzen darin. Frauchen sagt, das sieht sehr schön aus, aber ich wünschte mir, dass wenigstens in einem etwas anderes zu finden wäre. Zum Glück steht auch eine Schüssel mit frischem Wasser daneben. Damit lösche ich meinen Durst, bevor ich im Garten nach einem neuen Abenteuer suche. Dort hat nämlich Annedore, die bildende Künstlerin, viele schöne und bunte Figuren, ein rotes „Rumpelstilzchen“ und blauen „Zwerg Nase“ einfach, so wie eingepflanzt, stehen lassen. Die bilden nun eine Symbiose mit den Sträuchern und Bäumen, dass es sich hier wie im Märchenwald anfühlt. Der ideale Platz für kleine Hundedamen, eine Künstlerin und alle, die der Enge entfliehen und frei atmen möchten. Mittendrin im Zauberwald steht ein Holzhäuschen. Beide Türen sind offen und deshalb wage ich mich auch hinein und komme aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. So viel Kunst, so viele Bilderrahmen und so viel Fantasie, die mich von dort ansieht. Das ist einfach wundervoll und am liebsten würde ich sie mir alle anschauen. Doch ich möchte auch noch den anderen Raum sehen und etwas zum Naschen wartet sicher auch noch auf mich. Also bestaune ich die Pinsel und Farbkleckse im anderen Raum und all die skurrilen Figuren, die draußen vor dem Häuschen stehen. Die werden von tief herabhängenden Ästen beschützt, an denen viele kleine rote Früchte im Sonnenlicht leuchten. Dazwischen hindurch zu flitzen, macht mir richtig Spaß. Doch dann laufe ich zu meinem Frauchen, die mit Annedore schon am Tisch sitzt, um Kaffe zu trinken und Torte zu naschen. Ich setze mich brav zu ihnen, jaule ein wenig und dann bekomme ich auch etwas ab. Geht doch! Jetzt liege ich zufrieden unter dem Tisch und höre dem Klang ihrer Stimmen, die von der Freude am Leben und menschlichen Abenteuern erzählen. So fühlen Hund und Mensch sich wohl. Am späten Nachmittag sehen wir zum blauen Himmel hinauf, von wo ein vielstimmiges Kreischen zu vernehmen ist. Dort oben ziehen die ersten Kraniche in langen Keilformationen gen Süden. Es scheint wohl bald kälter zu werden, erinnere ich mich. Die beiden Damen stoßen jetzt mit einem Glas Rotwein an und Herrchen schaut mit seiner Kamera den Kranichen da oben hinterher. Die suchen die Wärme, wenn der Schnee wieder alles hier am Stadtrand unter einer weißen Decke verschwinden lassen wird. Die Künstlerin, die übrigens eine großartige Gastgeberin ist, wird dann in Magdeburg leben und nach diesem schönen Flecken am Stadtrand Sehnsucht haben. Vielleicht macht sie aus dieser Sehnsucht ein buntes Bild, das wir uns beim Besuch in ihrem neuen Zuhause anschauen werden. Im neuen Frühjahr aber, wenn hier wieder alles zu Blühen und Grünen beginnt, werden ich sie wieder im Zauberwald am Stadtrand besuchen. Als wir wieder gehen, verbindet uns nicht nur dieses Versprechen.
Ich bin der RockRentner im Harz
und berichte hier von meinen Wanderungen, zufälligen Begegnungen und Entdeckungen im Harz.